Die Schattenseiten der Smartphone- und Computernutzung im Jugendalter

Das digitale Zeitalter hat ja längst in all unsere Lebensbereiche Einzug gehalten und unseren Alltag massiv verändert. Während uns von Seiten der Politik und der Medien dabei ständig suggeriert wird, dass dies nur zu unserem Besten sei und dem Fortschritt und unserem Wohle diene, zeigen Studien der letzten Jahre, dass dieser Fortschritt auch eine Menge unerwünschter Nebenwirkungen auf jeden einzelnen von uns und die Gesellschaft insgesamt hat.

Da es mir in diesem blog darum geht, wie wir unsere Lebenszufriedenheit, unsere Lebensqualität und unsere Lebensfreude steigern können, möchte ich deshalb einige Studienergebnisse mit Euch teilen, die gerade die exzessive Nutzung von digitalen Endgeräten wie Smartphones, Tablets und Computer in ihrer Problematik thematisieren.

So kamen groß angelegte Studien über die Auswirkungen von übermäßiger Smartphone- und Bildschirmnutzung in den letzten Jahren zu folgenden Ergebnissen.

Bildschirmnutzung und Schlafstörungen:

Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen abendlicher Bildschirmnutzung und Schlafstörungen. Der Grund dafür liegt darin, dass das blaue Licht der Bildschirme sowie aufregende Spiele in der Stunde vor dem Schlafengehen die Ausschüttung von Schlafhormonen beeinträchtigen. Die Folge ist ein kürzerer und schlechterer Schlaf. Da die Einspeicherung von Informationen ins Langzeitgedächtnis im Schlaf geschieht, führt dies zudem einer schwächeren Lernleistung, was insbesondere bei Schülern und Studenten hoch problematisch sein kann.

Bildschirmnutzungsdauer und Sucht:

Die Zahl der Computer- oder Handysüchtigen steigt in den letzten Jahren stetig an. Eine Studie der DAK bei 12 bis 17 Jährigen in Deutschland ergab 2019 z.B., dass ca. 465000 aller Jugendlichen dieser Altersgruppe, also 15,4% von ihnen, ein riskantes oder pathologisches Spielverhalten im Sinne einer Gaming-Sucht aufweisen. Die Betroffenen fehlen häufiger in der Schule, haben mehr emotionale Probleme und geben deutlich mehr Geld aus als Nicht-Betroffene Altersgenossen.

Bildschirmnutzungsdauer und Lebensfreude:

Eine großangelegte Studie aus den USA konnte belegen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Facebook Nutzung und Depressionen. Je mehr Zeit man täglich in Facebook verbringt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man depressiv wird.

Zu dem gleichen Ergebnis kam eine Studie aus England, die zeigte, dass Mädchen, die im Alter von 13 Jahren täglich mehr als 3 Stunden in Facebook verbringen, mit 18 Jahren die doppelte Wahrscheinlichkeit haben, depressiv zu sein.

Noch drastischer sind die Ergebnisse einer Studie der amerikanischen Psychologin Jean Twenge von 2017. Da von 2010 bis 2017 die Anzahl an Selbstmorden unter jungen amerikanischen Männern um 30%  und bei jungen Frauen um 100% gestiegen ist, wollte sie herausfinden, ob es einen Zusammenhang der Dauer von Bildschirmnutzung und Selbstmorden gibt. Dabei berücksichtigte sie neben der Dauer der Bildschirmnutzung auch andere Variablen wie den Bildungsstand und Armut und konnte deutlich zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Selbstmord bei einer täglichen Bildschirmnutzung von über 5 Stunden massiv ansteigt. So ist Selbstmord inzwischen die dritthäufigste Todesursache bei Jugendlichen.

Eine andere Studie unter Oberstufenschülern in Deutschland konnte zeigen, dass mit steigender Smartphone Nutzung statistisch gesehen die Schulleistungen sinken, die Ängste zunehmen und die Lebenszufriedenheit generell sinkt.

Bildschirmnutzungsdauer und Empathie:

Weitere Studien konnten einen Hinweis darauf geben, warum es unter jungen Menschen zu einer zunehmenden Verrohung kommt. Sie konnten nämlich einen direkten Zusammenhang zwischen der Dauer der Bildschirmnutzung und Mitgefühl feststellen. Je mehr Zeit man an Smartphones und Bildschirmen verbringt, desto weniger Mitgefühl wird entwickelt.

Bildschirmnutzungsdauer und kognitive Entwicklung:

Eine aktuelle Längsschnittstudie von deutschen Kinderärzten untersuchte, wie sich die Dauer der täglichen Bildschirmzeit im Alter von 2 Jahren auf die geistige Entwicklung dieser Kinder im Alter von 3 und 5 Jahren auswirkt. Dabei kam heraus, dass eine tägliche Bildschirmnutzung von 3 oder mehr Stunden im Alter von 2 Jahren massive kognitive Verzögerungen nach sich zieht.

Bildschirmnutzungsdauer und Unfallgefahr:

Das Smartphone hat inzwischen den Alkohol als Unfallursache Nummer 1 im Straßenverkehr abgelöst.

Bildschirmnutzungsdauer und Kurzsichtigkeit:

Wenn Kinder, deren Augen sich noch in der Wachstumsphase befinden, zu viel Zeit damit verbringen, auf sehr nahe Objekte zu schauen, steigt ihr Risiko für Kurzsichtigkeit stark an. Die Entwicklung eines gesunden Auges benötigt nämlich einen ausgewogenen Wechsel des Fokussierens auf sehr nahe, etwas weiter entfernte und ferne Objekte. Nun ist es ja so, dass man Smartphones in der Regel in einer Entfernung von nur 30 bis 60 cm vom Auge benutzt. Bei einer Benutzungsdauer von über 3 Stunden täglich wird dies für die Entwicklung des Auges zum Problem. Die Folgen sind dabei dramatisch.

Während unter Normalbedingungen nur 1-5 % der Kinder kurzsichtig werden würden, liegt die Quote für Kurzsichtigkeit in Europa derzeit bereits bei 30 %, in China bei ca. 80% und in Südkorea, wo Kinder täglich weltweit die längste Zeit am Smartphone verbringen, bei ca. 95%.

Nun ist Kurzsichtigkeit ein Risikofaktor für die häufigsten Ursachen von Erblindung im Alter, wobei das Risiko hierfür bei Kurzsichtigen bei ca. 5% liegt.

Bildschirmnutzungsdauer und Lernen:

Eine Auswertung der Pisastudie bei 15 Jährigen, in der untersucht wurde, wie sich das Wissens-Ranking von Schülern der verschiedensten Länder der Welt über einen Zeitraum von 10 Jahren im Zusammenhang mit der getätigten Investition der Länder in die Digitalisierung an Schulen auswirkt, kam zu folgendem Ergebnis: je mehr in die Digitalisierung an Schulen investiert wurde, desto schlechter wurden die Lernergebnisse der Schüler. Ein Grund hierfür liegt darin, dass Schüler ihre Computer nachgewiesenermaßen nur zu einem geringen Teil für schulisch relevante Recherchen verwenden und stattdessen anderen Interessen dabei nachgehen (wie surfen, chatten oder spielen).

Studien, die die Auswirkungen von Handyverboten an Schulen untersuchten, kamen ebenfalls zu der Schlussfolgerung, dass vor allem schlechte Schüler davon profitierten und im Anschluss bessere Lernleistungen erbrachten.

Andere Studien konnten zeigen, dass man mehr lernt bzw. mehr Wissen im Gedächtnis hängen bleibt, wenn man aus Büchern lernt, anstatt von Bildschirmen.

 

Insgesamt machen diese Studien deutlich, dass die exzessive Nutzung von digitalen Endgeräten vor allem im Jugendalter äußerst problematisch ist und langfristige negative Folgen für die Entwicklung, die Lebenszufriedenheit und die Gesundheit der Nutzer nach sich ziehen kann.

Typische Folgen sind Sprachentwicklungsstörungen (wenn Kinder schon im Kleinkindalter vor Bildschirmen „abgestellt“ werden), Aufmerksamkeitsstörungen, Schlafstörungen, vermehrte Ängste, niedrigere soziale Kompetenzen, weniger Empathie und eine erhöhte Neigung an Süchten zu erkranken.

Dies wiederum führt bei vielen Jugendlichen zu schulischen Problemen, geringerer Bildung und entsprechenden beruflichen und sozialen Nachteilen.

Wer seinen Kindern eine glückliche und erfolgreiche Zukunft wünscht, sollte also sehr genau darauf achten, wie viel Zeit sie an Smartphones und Co. verbringen und entsprechend eingreifen, auch wenn dies nicht immer leicht ist.

Wichtig sind gerade im Kindesalter viel Bewegung im Freien mit Spiel und Sport, eine breit gefächerte Bildung, die möglichst von Lehrern und über Bücher vermittelt wird, sowie viele gemeinsame Unternehmungen mit Familienmitgliedern und Freunden, die dabei real anwesend sein sollten.